Traumatherapie
Als Trauma gilt jedes Ereignis, das die Regulationsfähigkeit eines Menschen körperlich, seelisch oder geistig überfordert und außer Kraft setzt, so dass er mit einem Gefühl des Verletztseins, der Überwältigung und Hilflosigkeit zurückbleibt.
Trauma bezeichnet nicht das Ereignis selbst, sondern die darauffolgenden Erscheinungen im Körper und im Nervensystem. Je nachdem, wie viele Ressourcen der betroffenen Person zum Zeitpunkt des Ereignisses zur Verfügung standen, kommt es zu Traumafolgestörungen oder nicht.
Man kann unterscheiden in
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Schocktrauma
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Entwicklungstrauma
- Transgenerationales Trauma.
Ein Schocktrauma ist ein plötzliches, oft nur einmaliges Ereignis wie z.B. Autounfälle, Sportunfälle, Naturkatastrophen, Stürze, Operationen in einigen Fällen, schwere Krankheiten, plötzlicher Verlust von nahestehenden Personen oder der eigenen körperlichen Unversehrtheit, Einwirkung von Gewalt und Krieg.
Entwicklungstrauma beschreibt über einen langen Zeitraum bestehende traumatische Situationen wie Vernachlässigung in der Kindheit, chronischer Missbrauch oder wiederholte Misshandlungen.
Transgenerationale Traumata bezeichnen Traumafolgestörungen durch ein Ereignis, das nicht die betroffene Person selbst, sondern deren Eltern, Großeltern oder andere Vorfahren erlebt und nicht vollständig verarbeitet haben.
Traumasymptome stehen in Verbindung mit nicht vollständig abgeschlossenen Flucht-, Kampf- oder Erstarrungsreaktionen, die typisch sind für überwältigende Erfahrungen. Der Organismus reagiert dann so, als würde die Bedrohung weiterhin bestehen.
Typische Anzeichen können zum Beispiel sein:
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innere Unruhe und Übererregbarkeit
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Schlafstörungen
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Konzentrationsstörungen
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Gedankenrasen
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Schreckhaftigkeit
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Angst- und Panikzustände
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Depressionen
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Flashbacks (wiederkehrende Erinnerungen an die traumatische Situation)
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Amnesie (keine Erinnerungen an bestimmte Ereignisse oder an ganze Lebensphasen)
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dissoziative Zustände, die mit einem Gefühl des Benebeltseins oder des Nebensichstehens einhergehen
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Bindungsunfähigkeit
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chronische Schmerzen
Traumafolgen lassen sich oft durch Gesprächstherapien allein nicht lösen, da sie sich nicht nur im Bereich der Psyche, sondern vor allem auch im Körper abspielen. Deshalb sind hier Maßnahmen notwendig, die das Erleben des Körpers auf schonende Weise miteinbeziehen. Im Vordergrund stehen stabilisierende Elemente wie Erdung, Zentrierung und das Aufbauen von Ressourcen.
Es geht nicht darum, wie man vielleicht vermuten könnte, das traumatische Erlebnis zu erinnern und noch einmal durchzuarbeiten, sondern den unterbrochenen Fluss der Lebensenergie wiederherzustellen, indem die Erstarrung gelöst wird und nicht abgeschlossene Flucht- und Kampfreaktionen vervollständigt werden. Dies führt zur Entladung der in den Traumasymptonen gebundenen Energie und dadurch zur Wiederherstellung der Regulationsfähigkeit des Nervensystems und anderer Bereiche der Körperphysiologie. Es kann wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die eigene Lebensenergie gewonnen werden.
Auf diese Weise kann auch mit traumatischen Ereignissen gearbeitet werden, zu denen es keine greifbare Erinnerung gibt, weil das Ereignis vielleicht zu belastend war und vom Bewusstsein abgespalten wurde, oder weil es sehr früh im Leben stattgefunden hat, zum Beispiel in der frühen Säuglingszeit oder in der vorgeburtlichen Phase. Hier zeigt der Körper zuverlässig den Weg, der aus einem Leben mit Traumasymptomen herausführen kann.
Im Falle von Entwicklungstraumata ist es darüber hinaus wichtig zu erkunden, welche Überlebensstrategien damals entwickelt wurden, um die überwältigende Situation zu ertragen, und wie diese im heutigen Leben noch wirksam sind, auch wenn sie möglicherweise heute keine sinnvolle Funktion mehr erfüllen und uns an der Entfaltung unseres vollen Potenzials hindern.
Wenn die psychologische Ebene und das Verstehen auch eine größere Rolle spielen als beim Schocktrauma, ist dennoch der „Felt Sense“, das ganzheitliche körperliche Empfinden, auch hier von Bedeutung, um Zugang zu tieferen Schichten der eigenen Erfahrung zu bekommen.
Methoden, die ich zur Traumalösung einsetze:
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Somatic Experiencing (SE)
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Neuroaffektives Beziehungsmodell (NARM)
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Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
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Arbeit mit dem System der inneren Personen oder Anteile in der Einzeltherapie und in der Gruppe (Familienaufstellung)
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kinesiologische Entkopplungstechniken wie Augenbewegung und Klopfakupressur
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ergänzend in einigen Fällen: Bachblüten und homöopathische Mittel
Um den Fokus von der Traumareaktion weg und hin zu mehr Stabilität und einem sicheren, gesunden und freudvollen Erleben des eigenen Körpers und der Emotionen zu lenken, kann es zusätzlich hilfreich sein, an einer Übungsgruppe für Resilienz und Selbstregulation teilzunehmen.
Literaturempfehlung:
Dr. Isa Grüber, Resilienz - Dein Körper zeigt dir den Weg, Verlag Irisiana
Laurence Heller, Entwicklungstrauma heilen